Heute mal eine Studentin, die sich meinen Fragen stellt. @studymedinfo ist auf Instagram aktiv und teilt ihr Leben, Studium, Alltag mit chronischer Migräne und veröffentlicht Bilder rund ums Thema Bullet Journaling.
Wer bist Du und was machst Du (beruflich)?
Ich studiere medizinische Informatik im 5. Semester. Davor habe ich bereits Psychologie studiert und danach auch einige Jahre gearbeitet. Ich wollte immer gerne in der Forschung arbeiten. Jedoch darf man nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz (meist) nur sechs Jahre nach dem ersten Studienabschluss an befristeten Stellen innerhalb der Wissenschaft arbeiten. Und andere Stellen, welche sich mit einem Abschluss als Psychologin anbieten, z.B. in Kliniken, sind nicht unbedingt Migräne-tauglich – zumindest für mich nicht. [Instagram: @studymedinfo]
Seit wann hast Du Migräne (und welche Form)? Wie äußert sich deine Migräne?
Ich habe seit ca. 2008 Migräne. Zunächst wurden mir jedoch Cluster-Kopfschmerzen diagnostiziert, da meine damaligen Schmerzen mehr mit Cluster-Kopfschmerzen gemeinsam hatten als mit Migräne. Wann genau sich der Schmerzcharakter hin zu Migräne geändert hat, kann ich gar nicht so genau sagen.
Wie geht es Dir heute und wie hat sich dein Umgang mit der Migräne verändert?
Ich habe seit einiger Zeit bereits ca. 20 Schmerztage=Migränetage im Monat. Die überwiegende Anzahl davon ist von sehr, sehr starkem Charakter, manche sind aber auch schwächer. Glücklicherweise lassen sich auch die sehr starken meist (nicht immer) mit Triptanen behandeln, weshalb ich für Triptane sehr dankbar bin. Natürlich darf man nicht vergessen, dass es dauert bis Triptane wirken und dass man für den Tag dann trotzdem sehr eingeschränkt ist.
Wie sich mein Umgang verändert hat, kann ich schwer beurteilen, weil ich lange Zeit nicht davon ausgegangen bin, dass es sich um Migräne handelt. Erst waren es für mich Clusterkopfschmerzen und dann, als ich der Schmerzcharakter zu weit davon entfernte irgendwelche anderen unbestimmten Schmerzen (die ich aber dann trotzdem mit dem Triptan behandelt habe, da ich das ja kannte).
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?
Mein Vater meint manchmal: „Aber da muss man doch mal was machen“. Da denke ich mir dann „Ach ne?“, weil ich natürlich schon alles Mögliche ausprobiert habe.
Eine Kommilitonin war total erstaunt, dass es mir mit Migräne nicht gut geht, weil sie meinte, Migräne sei doch so eine Standard-Erkrankung und Standard-Erkrankungen könne man doch im Allgemeinen gut behandeln. Aber ich denke, ich konnte ihr erklären, dass dies nicht immer so ist.
Was machst Du freizeitlich und wie beeinflusst dich da deine Erkrankung (oder beeinflusst die dich da überhaupt?)?
Ehrlich gesagt habe ich fast keine Freizeit, da ich meine Zeit mit Migräne oder dem Lernen für die Uni verbringe. Also natürlich versuche ich auch zu entspannen oder etwas Sport zu machen, aber wirkliche Freizeit bleibt nicht und ich traue mich auch nicht irgendwas zu planen, da die Wahrscheinlichkeit, dass ich Migräne habe größer ist, als dass ich sie nicht habe und dann wäre es nur ein durchquälen.
Was hilft dir im Umgang damit? Was hilft dir bei akuten Anfällen? Was hast du ausprobiert?
Wirklich helfen tun mir nur Triptane. Ansonsten lindern Eispacks aus dem Gefrierschrank und absolute Ruhe noch ein klein wenig.
Etwas, das Du anderen Betroffenen sagen möchtest?
Nicht jeder, der Migräne hat, hat ja gleich eine besonders schwer behandelbare Ausprägung davon. Insofern denke ich, hat meine Kommilitonin schon irgendwo Recht: Migräne ist, bzw. Migräne-Attacken sind, oft (aber eben nicht immer) gut behandelbar. Nur dazu müssen die Betroffenen erstmal wissen, dass sie überhaupt Migräne haben und welches Medikament sie dann einnehmen können, bzw. was dann hilft. Deshalb würde ich jedem, der unter wiederholt auftretenden beeinträchtigenden Kopfschmerzen leidet empfehlen, diese genau zu dokumentieren und zum (Fach-)Arzt zu gehen. (Auch mehrfach, wenn der erste dies vielleicht abtut.)
Etwas anderes, dass Du noch erzählen möchtest?
Triptane können sehr gut gegen die Schmerzen bei Migräne wirksam sein. Deshalb auch meine Empfehlung oben. Je nachdem wie stark die Migräne-Attacke war/ist und wie gut man das Triptan verträgt, geht es einem deshalb an dem Tag dann aber lange noch nicht gut. Ggf. muss man auch sehr lange auf die Wirkung warten. Bei mir ist es so, dass ein Triptan müder macht als verschreibungspflichtige Schlafmittel. (Dazu ist zu sagen, dass ich eigentlich gar keine Triptane nehmen dürfte. Deshalb ist das sicher keine Standard-Nebenwirkung und soll nicht abschrecken – sondern nur ausdrücken, dass damit – bei manchen – noch lange kein normales Leben möglich ist).
Ab 10 Schmerztagen oder mehr (bei manchen auch schon bei weniger) gibt es natürlich zudem das Problem, dass man nicht mehr bei jeder Migräneattacke ein Triptan oder anderes Schmerzmittel einnehmen kann, da sich sonst leicht ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz entwickelt. Dann bringt einem an solchen Tagen natürlich auch die theoretisch beste Triptanwirkung nichts :(.
Vielen Dank für deine Zeit und dir alles Gute!
Hier kommt ihr zum Instagram-Profil von @studymedinfo
Wenn ihr auch eure Geschichte erzählen wollt, dann kontaktiert mich gerne über den Blog oder schreibt mir bei Instagram: @migraenemuraeneblog