„Eigentlich hat mir die Migräne sogar geholfen, besser auf mich aufzupassen!“ – Interview mit Caro – Muräne-Stories No.41

Ich bin Caro, Erzieherin (hauptsächlich im Hort; für Kinder im Grundschulalter), habe aktuell 6 Wellensittiche, liebe aber fast alle Tiere und habe immer unterschiedliche Socken an. Ich glaube, ich habe Kopfschmerzen bzw. Migräne wohl schon als Kind gehabt.  Aber erst mit 24/25 hieß es bei mir auch „Migräne“. Sie verändert sich aktuell mal wieder sehr, aber ich habe zum Glück keinen allzu schweren Verlauf mehr und auch nur so 2-3x im Jahr mit einer dollen Aura zu kämpfen. (Merkt man, dass ich immer versuche positiv zu denken?) Aktuell geht es mir tatsächlich recht gut.

Bzgl. Migräne: Seit ich 2 Triptane für mich gefunden habe, komme ich eigentlich ganz gut damit zurecht, sodass ich wenig Ausfall auf der Arbeit z.B. habe. Vor rund 3 Jahren wurden etliche Prophylaxen getestet, wirklich besser wurde es aber nur durch einen Arbeitsplatzwechsel (also gleicher Job, anderer Ort und ohne eine bestimmte Kollegin). Seit ich mir bewusst mache, was Stressauslöser sind & wie ich sie minimieren kann, komme ich deutlich besser mit mir bzw. der Migräne klar. So kann ich die 10/20-Regel meist gut einhalten. Eigentlich hat mir die Migräne sogar geholfen: besser auf mich aufzupassen!

Früher hieß es daheim immer „Stell dich nicht so an, ich habe auch mal Kopfschmerzen!“ Der Satz traf mich schon immer ziemlich hart. Das war zur Grundschulzeit, ab da fing ich an, leise zu leiden und alles zu überspielen, selbst bei guten Freunden. Meine ehemalige Chefin hat das gar nicht verstanden, da konnte ich argumentieren wie ich wollte, da war eine Sonnenbrille auch nicht als Hilfsmittel angesehen. Vermutlich, weil sie es nicht nachvollziehen konnte.  Mittlerweile habe ich ein sehr verständnisvolles Umfeld. Gott sei Dank! Auch ca. die Hälfte meiner jetzigen Kollegen kennt Migräne selbst, inkl. meiner Chefin. Mein Freund hilft mir daheim auch immer sehr, dunkelt alles ab & sorgt für Kühlpack-Nachschub.

Mittlerweile beeinflusst mich die Migräne nicht mehr so sehr, da ich sie an sich gut im Griff habe. Früher hat sie aber schon arg genervt; Treffen mit Freunden musste ich öfter absagen, Sport als Ausgleich zum Alltag litt phasenweise extrem darunter. Ich zog mich dann immer in mein Schneckenhaus zurück und … joa. War allein. Einmal hatte ich so heftige Schmerzen, dass ich den ganzen Abend weinte und irgendwann vor Erschöpfung einschlief. Aber ich war zu kraftlos, den Krankenwagen oder so zu rufen. Tags drauf saß ich beim Arzt, wurde direkt zum Schmerztherapeuten übergeben – da hörte ich zum ersten Mal etwas von „Migräne-Prophylaxe“ und „MÜK“… Mein Hausarzt hat da mächtig was in die richtigen Wege geleitet! Aktuell bemale ich (hörspielhörend) Steine mit Acrylfarbe/Lack (sog. „Wandersteine“) und verteile sie dann dort, wo ich gerade so lang laufe – so habe ich gleich immer einen Grund rauszugehen. Bewegung und Natur ist ja immer was Feines. Was aber leider nicht mehr geht, ist joggen.  Das habe ich als Teenager furchtbar gerne gemacht, habe am 5km-Wettkämpfen z.B. teilgenommen. Aber da ich es eh auch wegen meiner kaputten Hüfte „an den Haken gehängt“ habe, schreibe ich es nicht allein der Migräne zu… und habe so das Walken für mich entdeckt. Naja, und hätte ich einen Hund – wir würden sowas von, den Wald hier unsicher machen. Zuerst, wenn auch recht spät, habe ich angefangen, es zu akzeptieren, mich deswegen (vor allem bei der Aura) nicht verrückt zu machen. Das war allerdings echt ein längerer Prozess.  Mein erster Neurologe meinte, ich soll halt nur genug trinken. Mh, ja, nee! In meiner Notfall-Medi-Tasche habe ich seit geraumer Zeit immer Traubenzucker, Magnesium, meine 2 verschiedenen Triptane, MCP & div. normale Schmerzmedikamente. Quasi für alle Eventualitäten etwas… Diese Ausstattung habe immer in meinem Rucksack dabei & extra nochmal für die Arbeit. Naja & bestenfalls hinlegen, Kühlpack und …Bibi und Tina-Hörbuch hören.

Lasst euch nicht entmutigen, ignoriert „dumme“ Sprüche so gut es geht! Die Suche nach einem guten Neurologen ist zwar mühsam, aber sooo hilfreich! Deshalb ruhig mehrere Anlaufstellen in petto haben und nicht aufgeben, DEN für euch besten Neurologen zu finden. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Migräne erster genommen wird, wenn andere einmal miterleben, wie schlecht es einem bei einem Anfall geht… Ich spiele jedenfalls niemandem mehr was vor! Das hat aber auch ganz viel mit mir zu tun, denn ich achte einfach viel bewusster auf mich und halte eben nichts mehr zurück.  Früher habe ich mich mit Migräne auf die Arbeit gequält, bin mit Aura durch den Tag gekrochen – das mache ich nicht mehr! Ich achte auf die ersten Anzeichen und melde mich gleich morgens krank, je nach Gefühl zum Ausruhen auch einen zweiten.  Eine Kollegin hat mal gesagt „es dankt dir am Ende niemand! Du hast nur dieses eine Leben. Leb es!“

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