Wer bist Du und was machst Du?
Servus, ich bin Momo, 32 jahre jung, seit fast 5 jahren glücklich vergeben, leider noch keine Kinder (es klappt nicht, heul), habe HoFa u ReFa gelernt und arbeite zur Zeit in einem kleinen familiär geführten Restaurant – und das sehr sehr gerne! love my job! [Instagram:@mo_mo8317]
Seit wann hast Du Migräne (und welche Form)? Wie äußert sich deine Migräne?
Ich habe (bewusst) seit 15 Jahren Migräne, hing im Gundschulalter schonmal am EEG, also irgendwas war da wohl schon immer. (gibt leider keine Befunde und den Arzt/ die Praxis von damals auch nicht)
Vor einigen Wochen endlich beim Neurologen gewesen, wusste das letzte halbe jahr nicht mehr wohin mit, nichts hat mehr geholfen.
Diagnose: chronische, klassische Migräne mit 2 Attacken in der woche, läuft!
Meine Migräne äußert sich klassisch einseitig, eine Walnuss die strahlt den halben Kopf weg, legt manchmal die halbe Körperhälfte lahm, meine Zähne pochen/klappern, meine Adern am Kopf sind heftig zu spüren incl. dem Puls, ich bin müde, kaputt, kann Licht nicht haben, Sonne geht gar nicht, Nackenschmerzen immer (!), kann mich nicht konzentrieren, nicht denken, fühle mich insgesamt wie vom Zug überrollt, am liebsten nur schlafen wenn möglich.
Wie geht es Dir heute und wie hat sich dein Umgang mit der Migräne verändert?
Die letzten Jahre habe ich es immer so hin genommen, Tabletten geschluckt und weiter gehts, work work work, es war mir immer wichtig zu funktionieren, egal wie, mittlerweile, besonders seit Corona und ich viel zu hause bin, höre ich viel mehr auf meinen Körper, plane Pausen ein und wenn nicht geht dann geht nicht! Ich muss ja auch nicht unbedingt, weil das Restaurant ist geschlossen, ich kann meiner Krankheit vielmehr nachspüren und mir Zeit geben, andere Dinge auszuprobieren,Zeit lassen, nicht immer gleich Tabletten nehmen, weil ich funktionieren muss.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?
Früher war es oft so- besonders im Job: Ach, sie hat wieder Kopfschmerzen; andere haben Krebs – und was hast du, du heulst hier rum; nimm halt ne Tablette und gut is; willst du nicht mal zum diesem Arzt, Therapeuten, Heiler, etc., da muss man doch was tun können; ich habe auch Kopfschmerzen und heule hier nicht rum… und ich bin wirklich nicht der Mensch der schnell rumheult oder jammert oder immer bis es nicht mehr geht durchgezogen.
Heute habe ich wirklich sehr mitfühlende nette Chefs, die sogar am nächsten Tag fragen -und, wie gehts dir heute- echt lieb! manchmal wird es zwar auch gerne überhört das es mir gerade schlecht geht, aber meine Chefin hat wirklich ein gespür dafür wenn ich migräne habe, sie sieht es immer an/in meinen augen (das hat bisher noch keiner gekonnt)
in meiner Familie ist es kein (nagatives) Thema das ich Migräne habe, eher mitfühlend, weil alle wissen das ich es von meiner Mutter geerbt habe und sie es von ihr kennen…
Im Umgang mit Freunden und Bekannten ist es so, dass ich mittlerweile oft, wenn ich eine Attacke habe ein passendes Bild in meinen Whatsapp-status setzte, nicht um zu jammern, sondern der Krankheit ein Gesicht zu geben und aufzuklären… das wird allgemein sehr positiv, interessiert und mitfühlend aufgenommen, das finde ich echt super!
Was machst Du freizeitlich und wie beeinflusst dich da deine Erkrankung (oder beeinflusst die dich da überhaupt?)?
Großartig Hobbys habe ich nicht, ich bezeichne meinen Job manchmal als solches, weil es mir echt viel gibt und Spass macht, ich bin gerne an der frischen Luft, walken, wandern, spazieren, fotografieren, gartenarbeiten, pflanzen, pflegen, Sonne genießen. Wo wir beim Punkt Sonne sind, dass ist das, was mich während einer Attacken völlig ausbremst, ich muss die Jalousien und Vorhänge schliessen, muss die Sonne aussperren, weil ich es einfach nicht haben kann, soooo schade, wenn dann so schönes Wetter ist und ich es einfach nicht haben kann und rausgehen kann.
Auch sonst wenn man sich für den nächsten Tag (wenn auch belanglose Dinge) vornimmt und dann mit Schmerzen aufwacht und einem die Krankheit einfach mal alle Pläne über den Haufen schmeißt, das ärgert mich immer sehr und ich muss mich regulieren, versuchen zu entspannen, abzuschalten, mich nicht zu ärgern, weil das meinem Kopf nun auch wirklich nicht gut tut.
Was hilft dir im Umgang damit? Was hilft dir bei akuten Anfällen? Was hast du ausprobiert?
Bei einer akuten Attacke nehme ich ein Triptan in Verbindung mit Ibu. Damit es wirkt: Ohrstöpsel, Augenmaske, kühlakku auf stirn, Wärme im Nacken , warm einpacken und schlafen schlafen schlafen…!
Als Prophylaxe nehme ich seit einigen wochen Flunarizin, über die Wirkung kann ich noch nicht viel sagen, ist mein erstes Medikament zur Vorbeugung; wenn wir alles ausprobiert haben zur Prohylaxe (zur Zeit 6 verschiedene Medis für jeweils ein halbes Jahr) werde ich vielleicht irgendwann die Spritze bekommen die es seit ca. 2 Jahren gibt, aber seeeehr teuer ist für die Krankenkasse… we will see
Ausprobiert habe ich so einiges – mit mehr oder weniger Erfolg: seit knapp 2 Jahren keinen Alkohohl mehr (sicherer Auslöser einer Attacke), Akupunktur, PMR, Meditation, Yoga, Massagen, Physio, Craniosakraltherapie, Sport: Geräte, Schwimmen, Walken, Yoga; Reiki, Shiatsu, physikalische Therapie (einrenken), Kur, Zahnschiene…
Etwas, das Du anderen Betroffenen sagen möchtest?
Lasst euch nicht unterkriegen, geht offen mit der Erkrankung um, ihr könnt nichts dafür, sprecht darüber, macht es publik, ihr seid nicht allein, versucht euch nicht der Krankheit völlig hinzugeben – lebt! ALLES LIEBE und Gute für jeden von euch! Haltet die Ohren steif, bleibt gesund und munter und lasst euch nicht runterziehen!
Etwas anderes, dass Du noch erzählen möchtest?
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich immer mehr mit der Migränecommunity auf Insta, es ist großartig sich auszutauschen, zu wissen man ist nicht allein, und so manch guten tipp oder Erfahrungen zu bekommen und/oder zu teilen, super klasse !!!
Sonnige Grüsse aus der Grafschaft Bentheim, Momo