„Mittlerweile habe ich akzeptiert Medikamente einzunehmen, das war anfangs nicht so.“ – Interview mit Nicole – Muräne-Stories No.67

Wer bist Du und was machst Du?

Ich heiße Nicole und bin 30 Jahre alt und komme aus Bayern, ich arbeite als Logopädin (B.Sc.) in einem Klinikum (u.a. Neurologie). [Instagram: @migraeneerfahrung]

Seit wann hast Du Migräne (und welche Form)? Wie äußert sich deine Migräne?

Meine Diagnose habe ich bereits seit meinem 16. Lebensjahr, alles begann während der Pubertät. Dann hat mich die Migräne (Gott sei Dank) knapp 14 Jahre verschont und mit meinem 30. Lebensjahr kam sie mit voller Wucht zurück. Ich leide mittlerweile an einer chronischen Migräne mit Aura. Im Februar dieses Jahrs (2021) hatte ich den ersten Status migränosus, nachdem ich das erste mal 6 Tage am Stück Migräne hatte. Im Mai 2021 zeigte sich bei mir das erste mal eine Hemianopsie und ich wurde (bei mir in der Arbeit :() stationär aufgenommen. Darauf folgte eine genauere Diagnostik mit dem Ergebnis Migräne mit Aura.

Meine Aura ist immer unterschiedlich, mal sehe ich einen gezackten Halbkreis, ein anderes Mal ist es Flimmersehen oder eben die Hemianopsie. Auf die Aura folgt dann die Migräne, meistens über mehrere Tage und medikamentös schwer einstellbar. Außerdem habe ich immer wieder Kribbeln im rechten Fuß.

Ich leide mittlerweile an mehr als 15 Tagen an Migräne.

Wie geht es Dir heute und wie hat sich dein Umgang mit der Migräne verändert?

Meine Migräne wurde erst vor einiger Zeit chronisch, es schränkt mich mittlerweile in meinem privaten Leben sehr ein, immer wieder müssen geplante Treffen/Veranstaltungen, wegen mir spontan abgesagt werden. Mittlerweile habe ich akzeptiert Medikamente einzunehmen, das war anfangs nicht so. Durch die Akzeptanz, dass es in Ordnung ist,  Medikamente einzunehmen, die mir dann auch aus der Attacke helfen, geht es mir mittlerweile ganz gut. Außerdem habe ich gelernt, dass ich ab und zu auch NEIN sagen darf! Ich schätze die guten Tage viel mehr und unternehme an diesen Tagen etwas.

Wie hat dein Umfeld darauf reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?

Zu Beginn hörte ich immer wieder Sprüche „das bisschen Kopfweh, geht schon wieder weg“, „trinke mal etwas Wasser, dann hört es auf“, „ich habe heute auch Kopfweh, liegt bestimmt am Wetter“. Solche Aussagen trafen mich immer hart, mittlerweile gehe ich auf so etwas nicht mehr ein. Enge Freunde wissen über meine Migräne Bescheid und nehmen Rücksicht auf mich. Ich spreche offen über meine Migräne und habe sogar einige Betroffene in meinem Umfeld gefunden, die selbst an Migräne leiden und mir gute Tipps gegeben haben.

Was machst Du freizeitlich und wie beeinflusst dich da deine Erkrankung (oder beeinflusst die dich da überhaupt?)?

In meiner Freizeit trainiere ich zusammen mit meiner besten Freundin eine Garde (in einem Faschingsverein). Ich muss sagen, ich bin sehr froh dieses Hobby zu betreiben, es lenkt mich oftmals ab. Inwiefern mich meine Migräne im Fasching dann beeinflussen wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen, da dank Corona die letzte Saison nicht stattgefunden hat.

Was hilft dir im Umgang damit? Was hilft dir bei akuten Anfällen? Was hast du ausprobiert?

Bei akuten Anfällen der Migräne hilft mir Zolmitriptan in Kombination mit Naproxen sehr gut, außerdem verwende ich Pfefferminzöl und CBD Öl. Außerdem mache ich regelmäßig autogenes Training, PMR und mache zuhause Workouts (soweit es meine Migräne zulässt). Seit August habe ich mit der Botoxbehandlung begonnen, dadurch hatte ich bereits einige schmerzfreie Tage und ich hoffe es werden noch mehr.

Etwas, das Du anderen Betroffenen sagen möchtest?

Ich bin froh meinen Instagram – Blog eröffnet zu haben, der Austausch mit anderen Betroffenen bereichert mich sehr. Wir sind nicht alleine! Gebt nicht auf, gemeinsam sind wir stark.

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