„Wenn die Migräne sich einige Tage hält, falle ich regelmäßig in ein tiefes Loch, aus dem ich schwer wieder raus komme.“ – Interview mit Lena – Muräne Stories No.94

Wer bist Du und was machst Du?

Wie lange hast Du schon Migräne? Wann fing das an, gab es eine bestimmte Situation an die Du Dich erinnerst?

Migräne habe ich ca. seit meinem 21 Lebensjahr.

Mein ganzes Leben aber schon mit heftigen Kopfschmerzen zu kämpfen.

Es gibt sehr viele Situationen an die ich mich erinnere. Oft sind es Orte, Fotos oder Situationen die mich daran denken lassen, ach Mensch, da hatte ich auch Migräne / starke Kopfschmerzen und habe es mir mal wieder nicht anmerken lassen.

Eine ganz besondere Erinnerung ist, dass ich 2012 an einer Hirnhautentzündung / Meningitis erkrankt bin und diese Erkrankung sehr spät festgestellt wurde, da ich dachte es wäre eine Migräne.
Laut der behandelnden Ärzte, war es kurz vor knapp.

Welche Migräneform(en) hast Du und wie äußert sie sich?

Ich habe chronische Migräne mit Aura.
Meine Aura äußert sich in Wortfindungsstörungen und Schweißausbrüchen.

Wie heißt Deine Migräne?

Stalin, habe ich aus einem Krimi geklaut, die Protagonistin hat auch schlimme Migräne und der Autor beschreibt sie sehr treffend.

Wie geht es Dir heute und wie hat sich Dein Umgang damit verändert?

Dies ist für mich die schwierigste Frage, die ich bei Freunden immer nur mit, in diesem Moment gut, beantworte.

Wenn die Migräne sich einige Tage hält, falle ich regelmäßig in ein tiefes Loch, aus dem ich schwer wieder raus komme.
Neid kenne ich eigentlich nicht, sobald es mir aber wieder schlecht geht, beneide ich oft die Möglichkeiten und das unbeschwerte Leben anderer.

Wie beeinträchtigt Dich die Migräne im Beruf und in der Freizeit?

Sehr, sehr, sehr! Obwohl ich mich mittlerweile ganz gut mit Stalin arrangiert habe,soweit das halt möglich ist.
Ich habe meinen Job aufgeben müssen, den ich lange Zeit sehr gerne ausgeübt habe. Zum Schluss nicht mehr, da war jeder Tag eine Qual.
Früher bin ich oft und gerne joggen gegangen, mein Traum war immer, mal einen Halbmarathon zu laufen. Ich habe mich gern mit Freunden getroffen und war auch gern mal tanzen. Mit Freunden treffe ich mich natürlich noch, aber viel seltener und immer sehr bedacht auf meine aktuellen Kraftreserven.
Das versteht natürlich nicht jeder und kann schwer nachvollzogen werden. Irgendwann kamen dann keine Einladungen mehr zu irgendwelchen Partys, Veranstaltungen etc. das tat schon weh, andererseits war es aber auch erleichternd, weil mir jede Absage schwer gefallen ist. Manchmal habe ich schon von Anfang an abgesagt, um niemanden kurzfristig enttäuschen zu müssen.

Was hilft Dir im Umgang mit der Migräne?

Der Austausch mit ebenfalls betroffenen.
Mein Freund und unsere beiden Hunde. Wir sind oft und gern mit dem Boot unterwegs. Da muss ich nichts müssen und kann mich jederzeit hinlegen, wenn es mir nicht gut geht. Dazu ist auf dem Boot immer frische Luft und viel Ruhe.
Yoga, Spaziergänge, Bücher, Cefaly, Podcasts und gutes Essen. Seitdem ich zu Hause bin, habe ich kochen für mich entdeckt.
Ich versuche es mir immer gut gehen zu lassen, mit all den schönen Kleinigkeiten die man so für sich machen kann.
Durch die Krankheit habe ich gelernt gut mit mir umzugehen.

Wie hat Dein Umfeld auf Deine Migräne reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?

Du musst bestimmt mehr trinken….. oder hast Du schonmal IBU probiert in Kombination mit Zitrone helfen die immer gegen meine Kopfschmerzen.
Leider muss man sich sowas immer wieder anhören.
Ansonsten tja ich weiß nicht, ich glaube durch den Schwerbehindertenstatus und durch die Rente, haben einige kapiert, dass es ernst ist. Nicht zu letzt ich. Wenn man es selbst nicht versteht und schwer akzeptieren kann, wie sollen es dann andere verstehen. Mein Arbeitgeber hat damals leider sehr schlecht reagiert und mich nicht ernst genommen.

Was hilft Dir im Migräne Anfall?

Vieles, manchmal nichts.
Hin und wieder hilft mir die normale Medikation, kalte Cola, Eiskaffee, ganz viel Schlaf ein Podcast und hinterher Süßes.

Was hast Du schon ausprobiert und was möchtest Du noch ausprobieren?

Ich habe wirklich schon alles ausprobiert.
Außer diesen Migränepiercing, den hab ich ausgelassen.

Ich werde als nächstes die Prophylaxe von Aimovig auf Ajovy ändern.

Was möchtest Du Migräne-Kämpfer:innen sagen?

Tut alles, was Euch gut tut!
Entspannt und überbeansprucht Euch nicht. Gönnt Euch schönes, wie eine Massage, gutes frisches Essen und Ruhe.
Vielleicht einen Yoga Kurs. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber diese Verrenkungen tun wirklich gut. Geht nicht über Eure Grenzen und werft nicht so viele Medikamente ein um weiter funktionieren zu können. Kein Job und keine Kunde ist es Wert.

Was möchtest Du Menschen ohne Migräne sagen?

Gerne möchte ich all den gesunden Menschen sagen, nicht nur den ohne Migräne. Hört auf so viel zu meckern, über unwichtige Dinge und lasst es Euch zwischendurch einfach mal bewusst werden, wie schön es ist, eine Wahl zu haben, was man so mit seinem Leben anstellen kann. Das man Verabredungen eingehen kann und seinen Tag, bedenkenlos bestreiten und planen kann.

Hast Du ein Lebensmotto, einen Spruch, der Dir Kraft gibt?

„The noblest Art is that of making others happy!“

Gibt es etwas, dass Du auch noch erzählen möchtest?

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