„Ich kenne ein Leben ohne Migräne nicht, ob das gut oder schlecht ist, weiß ich selbst manchmal nicht.“ – Interview mit Sarah – Muräne Stories No.96

Wer bist Du und was machst Du?

Wie lange hast Du schon Migräne? Wann fing das an, gab es eine bestimmte Situation an die Du Dich erinnerst?

Meine Migräne fing in der Kindheit an, ich hatte oft Bauchschmerzen und Unwohlsein. Heute würde man von heute Bauchmigräne sprechen, eine Art Vorstufe der Migräne an sich. Die Diagnose bekam ich dann im Alter von 7 Jahren.
Ich kenne ein Leben ohne Migräne nicht, ob das gut oder schlecht ist, weiß ich selbst manchmal nicht.

Welche Migräneform(en) hast Du und wie äußert sie sich?

Ich habe viele verschiedene Formen der Migräne schon gehabt, sie hat sich schon oft geändert. Meistens in Verbindung mit den (intensiven) Lebenssituationen.
In den letzten Jahren, hat sich die menstruelle Migräne entwickelt, sie ist eigentlich immer während meiner Periode da und auch oft um den Eisprung herum. Und dazwischen bin ich meistens Migränefrei, aber wer kennt es nicht, es gibt auch immer mal schlechtere und bessere Phasen.

Wie heißt Deine Migräne?

Einen Namen habe ich nicht direkt, ich sage oft dann: „ich habe Kopf“.

Wie geht es Dir heute und wie hat sich Dein Umgang damit verändert?

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da lief die Migräne so nebenbei. Zwar ein nerviger Begleiter, der ab und an mal da war, aber ich kam so weit gut zurecht.
Aber als ich die Reise ins Muttersein angetreten habe, hat sich alles verändert. Und eben auch die Migräne.
Ich habe mich dann intensiver mit meiner Migräne wieder beschäftigt, sie versucht besser zu verstehen, mich besser zu verstehen. Und dann eine Strategie für mich entwickelt, mit der ich ein glückliches -wenn auch oft herausforderndes- Familienleben führe, trotz Migräne oder gerade deshalb.

Wie beeinträchtigt Dich die Migräne im Beruf und in der Freizeit?

Die Migräne ist immer dabei, sie ist ein Teil von mir. Auch wenn sie vielleicht nicht immer akut zu spüren ist. Dennoch ist mein Leben darauf ausgereichtet, viel Präventives zu tun, damit sie möglichst nicht auftritt bzw. die Intensität nicht so hoch ist.

Was hilft Dir im Umgang mit der Migräne?

Mir helfen viele präventive Maßnahmen und natürlich ein gutes Akutmedikament.
Ich weiß, welche physikalischen Anwendungen in regelmäßigen Abständen nötig sind, welche Art von Sport mir wann guttut. Ein weiter wichtiger Baustein im Umgang mit meiner Migräne ist, dafür zu sorgen, dass es mir auf seelischer Ebene gut geht. Es gelingt mir übers Meditieren, Ruhe/Reizpausen und Gespräche. Als Nahrungsergänzung hilft mir hochdosiertes Magnesium und CBD-Tropfen.

Wie hat Dein Umfeld auf Deine Migräne reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?

Da mich die Migräne schon immer begleitet, kennen mich alle nur mit Migräne. Und dennoch, empfinde ich es immer mal wieder, auch im engsten Umfeld, als eine Herausforderung, es immer klar zu formulieren, was gerade möglich ist und was nicht. Ich merke schnell, wenn ich mit fremden Menschen über Migräne spreche, die selbst nicht betroffen sind, wie weit ich es nur erzählen mag. Denn wenn kein Interesse besteht, mich zu verstehen, sondern es in eine Art Mitleid ausartet, dann beende ich das Gespräch schnell.

Was hilft Dir im Migräne Anfall?

RUHE, Abschottung von allem. Und natürlich mein Triptan, meine Tropfen gegen Übelkeit, Minzöl und Kühlung für den Kopf.

Was hast Du schon ausprobiert und was möchtest Du noch ausprobieren?

Ich nehme seit April ´22 medizinisches Cannabis in Form von Tropfen. Es hilft mir sehr gut, um in meinen angespannten Zeiten gelassener zu sein. Und wenn ich es kontinuierlich ein paar Tage vor meiner Periode nehme, ist die Attacke nicht so stark und ich habe kaum Unterleibsschmerzen. Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass es auf eine sehr angenehme Art und Weise mich gelassener/entspannter macht, ohne dass ich dösig oder müde werde. Gerade als Mutter eine wichtige Eigenschaft, so eine gewisse Weise an Leistungsfähigkeit zu behalten.

Was möchtest Du Migräne-Kämpfer:innen sagen?

Wir dürfen niemals den Mut verlieren, nach jeder Attacke wieder aufzustehen.
Jeder Migräne-Kämpfer:innen sollte sich mit seiner individuellen Migräne gut auskennen, um sich ein kraftvolles möglichst gesundes Leben aufzubauen/erhalten.

Was möchtest Du Menschen ohne Migräne sagen?

Habt wirkliches Interesse bei eurer Fragestellung, hört genau zu, was der Mensch, der vor Euch steht zu sagen hat.
Mitgefühl ist okay, Mitleid ein absolutes no go.

Hast Du ein Lebensmotto, einen Spruch, der Dir Kraft gibt?

Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln.
-Dalai Lama-

Gibt es etwas, dass Du auch noch erzählen möchtest?

Es ist so wichtig, dass wir über Migräne mehr sprechen, damit es in unserer Gesellschaft anerkannter wird. Und möglichst auch ein großes Allgemeinwissen aufgebaut wird, denn Migräne ist nun mal unsichtbar. Das macht es einfach komplex, es immer verständlich rüberzubringen (Familie – Freunde – Arbeitgeber – Bekannte etc.).
Deine wertvolle Arbeit trifft genau das, danke dafür – mache weiter so!

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