Wer bist Du und was machst Du?
Hey ich bin die Sarah und 32 Jahre alt. Ich komme aus NRW.
Ich habe Sozialarbeit/Sozialpädagogik studiert und arbeite im Pflegekinderdienst. [Instagram: leben_mit_migraine]
Wie lange hast Du schon Migräne? Wann fing das an, gab es eine bestimmte Situation an die Du Dich erinnerst?
Ich leide seit dem Kindergartenalter unter Migräne. Damals wurde es als Kopfschmerzen abgestempelt und meine Eltern sollten mir Paracetamolsaft verabreichen. Als ich 16 Jahre alt war, wurde ich beim Neurologen vorgestellt. Ich erhielt die Diagnose Episodische Migräne.
Ich kann mich noch gut an meinem ersten Schultag erinnern. Ich stand auf dem Schulhof und weinte. Meine Mutter dachte, ich hätte Angst. Nein das hatte ich nicht. Ich weinte weiter und schrie, dass die Kinder ruhig sein sollen. Ich hatte Kopfschmerzen … Zuhause angekommen habe ich mich übergeben.
Welche Migräneform(en) hast Du und wie äußert sie sich?
Aktuell habe ich eine chronische Migräne mit und ohne Aura.
Ich leide unter den typischen pochenden Kopfschmerz (meistens auf der linken Seite).
Ich habe immer mit Übelkeit zu kämpfen. Gelegentlich muss ich mich auch übergeben.
Licht- Geräusche- und Geruchsempfindlich bin ich ebenfalls.
Die Aura äußert sich unterschiedlich bei mir. Meistens „sehe“ ich Blitze, helle Punkte oder Feuer. Mein Gesichtsfeld ist stark eingeschränkt. Dadurch wird mir oft schwindelig.
Gelegentlich kündigt sich die Migräne an, in dem ich extrem Appetit auf Schoki habe. Auch erlebe ich dann oft Stimmungsschwankungen.
Wie geht es Dir heute und wie hat sich Dein Umgang damit verändert?
Ich leide an 10 bis 15 Schmerztagen im Monat, weshalb es mir oft nicht gut geht.
Ich bin dankbar, dass mir oft Triptane helfen.
Ich glaube, dass ich mein Leben oft mehr genieße und wertschätze als Nichtbetroffene. Wenn ich keine Attacke habe, versuche ich soviel es geht zu erleben und zu machen.
Ich habe gelernt die Migräne zu akzeptieren. Es ist wie es ist. Ich versuche aber immer das Beste daraus zu machen.
Wie beeinträchtigt Dich die Migräne im Beruf und in der Freizeit?
Ich fühle mich durch die Migräne massiv beeinträchtigt, in allen Lebensbereichen.
Da mir meistens Triptane helfen, kann ich oft trotz Attacke weiter arbeiten. Ich habe wertschätzende Kollegen und einen Job, wo ich mich auch mal zurückziehen kann.
Was hilft Dir im Umgang mit der Migräne?
Meine Familie, Freunde, Neurologe und die wunderbare Migräne Community.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Migräne reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?
Die meisten Menschen in meinem Umfeld kennen meine Migräne und akzeptieren sie. Menschen die sie nicht akzeptieren, sind nicht in meinem näheren Umfeld ;). Ich meide sie.
Was hilft Dir im Migräne Anfall?
Triptane, MCP oder Vomex, manchmal zusätzlich Naproxen, Pfefferminzöl, MysleepMask, Ruhe, abgedunkelter Raum. Wärmeflasche für den Bauch.
Was hast Du schon ausprobiert und was möchtest Du noch ausprobieren?
Ich habe alle möglichen medikamentösen Prophylaxen ausprobiert, außer die CGRP Spritze aufgrund eines Kinderwunsches.
Nach einer möglichen Schwangerschaft wäre die CGRP Spritze meine erste Wahl.
Was möchtest Du Migräne-Kämpfer:innen sagen?
Ihr seid nicht alleine! Lasst euch nicht einreden, dass eure Migräne vom Stress oder zu wenig Wasser trinken kommt. Migräne ist eine ernsthafte chronische Erkrankung.
Ich versuche trotz chronischer Migräne ein glückliches Leben zu führen und die kleinen Momente im Leben wertzuschätzen. Hab kein schlechtes Gewissen, wenn du mal eine Verabredung verschieben musst. Es ist keine Absage, es ist eine Verschiebung, weil du als chronisch Kranker Mensch krank bist. Migräne ist eine Krankheit!
Was möchtest Du Menschen ohne Migräne sagen?
Wer keine Ahnung hat, sollte einfach seinen Mund halten. Denn oft gut gemeinte „RatSCHLÄGE“ sind für Betroffene wie ein Schlag ins Gesicht.
Hast Du ein Lebensmotto, einen Spruch, der Dir Kraft gibt?
Das Leben ist zu kurz für irgendwann!
Genieße dein Leben so gut es geht, in deinem Tempo.