Wer bist Du und was machst Du?
Silke, 54, Lübeck, Lehrerin
Wie lange hast Du schon Migräne? Wann fing das an, gab es eine bestimmte Situation an die Du Dich erinnerst?
Meine Migräne fing mit 13 Jahren an. Ich war in der Schule und konnte auf einmal nichts mehr sehen und nicht mehr artikulieren. Ich kam dann ins Krankenhaus mit Verdacht auf Gehirntumor. Nach ca. eineinhalb Stunden konnte ich langsam wieder sprechen und wollte nur nachhause. Man ließ mich gehen. Jahrelang hatte ich 2 bis 3mal pro Woche Migräne.
Welche Migräneform(en) hast Du und wie äußert sie sich?
Ich habe Migräne mit Aura, d.h. Sprach- und Sehverlust.
Wie geht es Dir heute und wie hat sich Dein Umgang damit verändert?
Mit Anfang 20 habe ich ein Jahr eine radikale Diät gemacht und konnte damit für fast 16 Jahre die Migräne langsam verringern bis ganz aussetzten. Mit Ende 30 kam sie wieder, leider. Schließlich habe ich entdeckt, dass mir zwei Tabletten Tomaphyrin Intensiv gleich am Anfang eingenommen, sehr gut helfen. Nach eingen Jahren wurde auch klar, dass ich kein Koffein/Teein und auch keinen Wein trinken darf, es löst Migräne aus. Es ist heute nicht ganz weg, aber mit einer Migräne alle 3 bis 4 Monaten bin ich gelassener.
Was ich hilft Dir im Umgang mit der Migräne?
In meiner Jugend bin ich erst gar nicht mehr vor die Tür gegangen. Irgendwann habe ich aber festgestellt, dass ich auch egal wo ich bin, immer einen Weg finde mit der Migräne umzugehen. Ich wollte nicht, dass die Migräne mich einschränkt.
Wenn ich gleich mit Beginn der Aura zwei Tabletten Tomaphyrin Intensiv nehme, kann ich die eigentlichen Kopfschmerzen zu 90 % vermeiden. Ansonsten heißt es Ruhe, Dunkelheit und schlafen.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Migräne reagiert und wie reagieren heute noch Menschen, denen Du davon erzählst?
Lange war es so, wie es vielen geht, nicht wirklich anerkannt und verstanden worden. Mit der Zeit, als das Phänomen immer bekannter wurde, wurde auch das Verständnis mehr. Trotzdem kommt es immer noch vor, dass manche Menschen es nicht verstehen und herunterspielen bzw. „Tipps“ geben.
Was hast Du schon ausprobiert und was möchtest Du noch ausprobieren?
Ich habe recht viel ausprobiert und denke, dass ich für mich einen Weg gefunden habe damit umzugehen. Kein Kaffee (ich liebe Kaffee), kein Tee, kein Wein, nicht soviel Schokolade. Im Notfall nehme ich die Tabletten, aber keine Triptane.
Was möchtest Du Migräne-Kämpfer:innen sagen?
Es war ein riesiger Erfolg für mich als ich gemerkt habe, dass ich den Trigger für mich finden und gut einschrenken konnte. Da ich nicht immer soviele Medikamente nehmen wollte, bin ich sehr froh, dass ich es mit den Lebensmittelbeschränkungen eingrenzen kann, auch wenn ich Kaffee, Tee und Wein vermisse.
Was möchtest Du Menschen ohne Migräne sagen?
Es ist kein einfacher Kopfschmerz und bitte haltet euch mit Tipps zurück, wenn ihr keine Migräne habt. Es ist auch nicht immer gleich vorbei, wenn der Kopfschmerz aufhört. Glaubt mir, wenn ich sage, dass es mir noch nicht wieder gut geht.
Hast Du ein Lebensmotto, einen Spruch, der Dir Kraft gibt?
Lass die Migräne nicht dein Leben bestimmen. Manchmal gibt es auch unerwartet wieder eine Besserung.
Gibt es etwas, dass Du auch noch erzählen möchtest?
Es ist jedes Mal wie eine Niederlage, wenn sie wieder auftaucht, die Migräne. Insofern, wenn man trotzdem sein Leben meistern kann, umso besser. Menschen mit Migräne sind starke Kämpfer und wortwörtliche Stehaufmännchen.