Hi, ich bin Lisa, 23 Jahre jung und bin gerade in der Ausbildung zur Fachinformatikerin Anwendungsentwicklung. Es ist 2021 und ich befinde mich im 2. Lehrjahr. Seit Februar 2021 nehme ich täglich 1x Betablocker und habe tatsächlich weniger Kopfschmerztage – von durchschnittlich 22 Tagen mit mind. 3-5 Attacken im Monat, sind es nur noch 10 Schmerztage mit max. einer Attacke. Nicht nur die Tatsache, dass mir die Prophylaxe hilft, nein auch meine Firma sowie meine Berufsschule geben mir das Gefühl, dass Migräne ein wichtiges Thema ist und nicht ignoriert werden sollte.
Mein Unternehmen hat die Regelung, dass wir, wenn wir krank sind erst ab dem dritten Folgetag eine Arbeitsunfähigkeit ab dem ersten Tag brauchen. Somit fällt für mich schon einmal die Last weg, an einem Migräne-Tag zum Arzt zu gehen. Ich bleibe dann einfach ohne AU zu Hause, gebe allen Bescheid und fühle mich am nächsten Tag wieder gut – sofern es keine Attacke ist, da besteht aber auch für mich die Chance seit neustem, dass ich die Krankmeldung online machen kann und dann abholen lassen kann. Da ich an Migräne mit Aura leide und ich teilweise Anzeichen eines Schlaganfalls (Lähmungen und Sprachstörung) aufweise, erkläre ich jeder Abteilung, was Sache ist. Die wenigsten kennen Migräne mit Aura, aber die meisten wissen, wie schlimm Migräne sein kann, weswegen mir bis jetzt immer mit sehr viel Verständnis geantwortet wurde. Noch ein Vorteil ist, dass ich als Azubi sogar spontan ins Home Office kann. Danke Corona! Ohne die Pandemie wäre es nie dazu gekommen, wodurch ich wesentlich weniger Fehltage habe. Danke hier auch an meine Firma, dass ihr mir so viele Möglichkeiten bietet und mir niemals das Gefühl gebt, dass ich zu oft fehle!
Auch mit meiner Berufsschule hatte ich Glück! Im ersten Lehrjahr habe ich zufälligerweise ein privates Gespräch mit einer Lehrkraft geführt, die selbst an Migräne mit Aura leidet. Diese ist dann auf meine Lehrkräfte zugegangen und hat ihnen meine Problematik erzählt. Durch meine psychischen Erkrankungen, kann ich nicht immer über meine Probleme mit allen sprechen. Daher sind dann meine Lehrer auf mich zugegangen und haben mir Möglichkeiten angeboten, was ich bei einem Migräneanfall machen kann. Ich darf während einer Attacke in einen Nebenraum, der abgedunkelt wird. Wenn wir Klausuren oder Tests schreiben, darf ich, falls ich gerade Migräne habe, erst eine Tablette nehmen, in den Nebenraum gehen und später anfangen zu schreiben bzw. bekomme ich mehr Zeit. Gerade wird auch noch geprüft, ob ich einen Nachteilsausgleich sowie Menschen mit LRS bekomme.
Ich hatte bisher immer wieder sehr viel Pech in meinem Leben und bin nun froh, endlich auf Menschen und Institutionen zu stoßen, die Verständnis zeigen und mir glauben schenken, dass ich nicht nur Kopfschmerzen habe und dass ich nicht simuliere, wenn ich sage, dass ich nichts mehr lesen oder gar sehen kann. Meine Daumen sind gedrückt, dass euch ähnliches Positives geschehen wird!