Mit meinen 23-Jahren habe ich laut meiner Oma „ganz schön viele Wehwehchen“:
- Migräne mit Aura
- Reizdarm und Reizmagen
- Depressionen
- Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung
- Emotional instabile Persönlichkeitsstörung Borderline-Typ
- Panikattacken
- Longcovid
- Verdacht: Endometriose
Ich gebe zu, dass das schon einiges ist und oft denke ich mir „warum?“, aber tatsächlich wäre ich ohne meine psychischen Erkrankungen und den Schmerzen nicht der Mensch, der ich jetzt bin. Mit 18/19 habe ich mich zu einer Psychologin getraut. Tiefenpsychologisch sind wir meiner Depression auf den Grund gegangen. Durch das bewältigen meiner Vergangenheit sind die ersten Panikattacken entstanden, die dann 2019 schlimmer wurde. Deswegen habe ich mich nach einer Verhaltenstherapie umgeschaut und hatte Glück, nach kurzer Zeit einen Platz mit einer wunderbaren Therapeutin zu finden. Durch die Verhaltenstherapie habe ich gelernt, mein Stresslevel zu regulieren und mit Hilfe von Autogenem Training und Atemübungen Ruhe zu bewahren. Anfangs dachte ich „was für’n scheiß!“. Jetzt nutze ich alles täglich und v.a. automatisch. Tatsächlich kann ich Migräneattacken manchmal dadurch etwas verzögern und meinem Magen-Darm-Trakt mundet es auch, wenn ich mich entspanne anstatt dauerhaft anspanne.
Worüber ich sehr glücklich bin, ist, dass ich entweder Migräne habe oder Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt, außer ich habe einen Migräneanfall, da kann es passieren, dass mir richtig schlecht ist oder ich Durchfall habe. Aber im Großen und Ganzen bin ich ziemlich froh darüber, mich immer nur mit einem von beidem herum zu schlagen – wobei mir zurzeit die Migräne lieber ist, weil ich mit diesen Schmerzen schon länger leben muss und diese durch meine Prophylaxe mit Betablockern eher schwächer auftreten. Leider habe ich seit Dezember 2019 regelmäßig Unterleibsschmerzen mit hartem Bauch. Ich musste 2020 auch zur Darmspiegelung und Magenspiegelung, dort wurde aber zum Glück „nur“ der Reizdarm und der Reizmagen festgestellt, mit dem Verdacht auf Endometriose. Also bin ich zur Frauenärztin und habe mich untersuchen lassen: Ultraschall zeigt keine Endoherde an, muss aber nix heißen. Ich bräuchte eine Bauchspiegelung.
Problem: meine Ausbildung begann am 1.9.2020 und die Bauchspiegelung war im September 2020. Daraufhin meinte meine Frauenärztin, dass die Behandlung der Endometriose die Pille wäre, die ich seit Februar 2020 schon durchnehme.
Fazit: der Verdacht steht weiterhin im Raum und ich nehme die Pille ohne Östrogene weiterhin durch, um den Eisprung zu verhindern.
Trotz der Pille habe ich verstärkt Probleme mit dem meinem Darm und eingebluteten Eierstockzysten. Diese sind zwar harmlos und verschwinden in der Regel bei mir von selbst, tun aber höllisch weh. Mich zwingt selten etwas in die Knie, das hier schon. Wir haben jetzt November 2021 und meine Frauenärztin hat zusammen mit mir beschlossen, das Ganze noch einmal zu kontrollieren. Problematisch ist es nämlich, dass ich durch die Schmerzen dauerhaften Stress ausgesetzt bin, wodurch die Migräne bzw. mein Reizmagen-darm getriggert werden. Außerdem soll ich eigentlich bei den Schmerzen Ibuprofen nehmen. Bei der ersten Eierstockzystenruptur hat mir eine Thomapyrin Tension Duo (Wirkstoff 400mg Ibu und 100mg Coffein geholfen).
Problem: wenn ich normale Ibus nehmen muss, brauch ich mind. 800mg, damit ich 12h aushalte. Und 800mg sind nicht grad wenig. Bei den Thomapyrin Tension Duo reicht zwar eine mit 400mg Ibuprofen-Wirkstoff, aber ist halt auf Dauer auch nicht die beste Lösung. Irgendwann kommt immer die Zeit, in der die schwache Dosierung nicht mehr reicht, weil der Körper sich dran gewöhnt hat.
Fazit: Kirschkernkissen, Iberogast und Vomex. Seit Juni schlafe ich nur noch mit Kirschkernkissen am Bauch, um diesen zu entspannen. Iberogast ist pflanzlich gegen Unwohlsein und Vomex gegen die Bauchschmerzen (und da auch nur in Maßen und nicht in Massen). Wenn es gar nicht geht, nehme ich dann eine Thomapyrin. Ich handhabe das aber nicht wie bei Migräneattacken und Triptanen. Ich lasse die Bauchschmerzen auf mich zukommen und kämpfe mich durch die Krämpfe. Tatsächlich helfen auch hier Autogenes Training und Atemübungen. Manchmal auch ein warmer Tee und zeichnen.
Zu guter Letzt kommt noch die Problematik mit Corona dazu. Weil ich ein Lottogewinn bin – Mama hat mit der Pille verhütet, Papa mit Kondom – nehme ich gerne mal Dinge mit, die man nicht unbedingt will. Covid-19 ist so ein Ding. Wir schreiben den 1. Dezember 2020 und zwei Wochen voller Angst durch Luftnot zu sterben. (Mein Freund war paar Mal davor mich ins Krankenhaus zu fahren, weil ich durch das schwer Luft bekommen viel öfter Panikattacken hatte). Ich bin kein Risikopatient und der milde Verlauf war kacke. Tatsächlich nerven mich aber die Nachwirkungen jetzt noch. Ein Jahr später. Ich habe danke Corona einen beidseitigen Tinnitus entwickelt, weswegen ich mich in keinem ganz stillen Raum aufhalten kann. Als Migränikerin echt kacke, wenn während einer Attacke nichts leise sein darf, weil du sonst eh etwas hörst. Neben dem habe ich auch Atemprobleme. Ich wache nachts öfter auf, weil ich keine Luft bekomme oder wenn ich gerade einmal in den ersten Stock laufe, bin ich so außer Puste, dass als wäre ich gerade in den dritten Stock gerannt. Hier ist die Problematik, dass ich keine Ausdauer antrainieren kann, weil ich dann eine Herzmuskelentzündung riskieren kann. Somit, darf ich auch nur bedingt Sport machen. Somit fällt wieder etwas weg, wodurch ich einen Stress Ausgleich hätte haben können. Werde aber ab nächster Woche wieder regelmäßiger ins Schwimmbad gehen. Schwimmen fand ich als Kind schon ganz toll und da ich meine Periode nicht mehr bekomme, muss ich mir auch keine Gedanken zwecks Tampon, Tasse oder Schwamm machen.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass es sich mit all den Wehwehchen leben lässt. Es könnte angenehmer sein, aber in solchen Fällen stelle ich mir immer die Katastrophen-Frage: Ist es wirklich eine 10 von 10 schlimm oder gibt es Situationen die über meinen Problemen/ Schmerzen sind. Und tatsächlich gibt es immer ein „es könnte schlimmer sein“. Daher bin ich froh, dass es mich nicht schlimmer erwischt hat und ich bin froh, dass ich Medikamente habe, die mir dabei helfen, die Schmerzen zu mildern. Eines möchte ich außerdem noch gesagt haben: egal wie stark deine Schmerzen sind, egal wie viele Medikamente du schon genommen hast oder wie hoch du diese dosieren musst, ganz egal wie deine Migräne aussieht, sie ist da. Deine Migräne ist real und nicht weniger schlimm. Jede Migräne ist unangenehm und schmerzhaft. Jede Migräne ist anders, genau wie die Person zu der die Migräne gehört.