Hier stelle ich Dir kompaktes Migräne-Wissen zusammen. Mir ist aufgefallen, wie wenig manche Migräniker:innen über Migräne wissen. Vielleicht kann diese Übersicht ein bisschen weiterhelfen.
Migräne Wissen zum Anhören als Audio:
Ableismus: Beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Darüber habe ich auch mal geschrieben.
Akutmedikation: Ist sehr individuell. Kann sein: Medikamente wie Triptane oder Schmerzmittel, bei manchen hilft auch Dunkelheit, Ruhe, Kälte oder Wärme.
Antikörper: Ist eine medikamentöse Prophylaxe, wenn alle anderen Prophylaxen (Betablocker, Antidepressiva, Botox etc.) nicht geholfen haben. Die CGRP-Antikörper-Therapie ist speziell für Migräniker:innen entwickelt worden. [4 Fakten zum Thema Antikörper]
Aura: Das sind neurologische Störungen die bei einigen Migräniker:innen vor der eigentlichen Kopfschmerzphase auftreten können. Mehr zum Thema Auren findest Du hier.
Begleiterscheinungen: Manche Migräniker:innen sind licht-, lärm- und geruchsempfindlich. Bei manchen kommt Übelkeit und/oder Erbrechen dazu.
Behinderung: Migräne zählt zu den Top Ten (WHO = Weltgesundheitsorganisation) der schwersten, behindernden Erkrankungen. Manche Menschen mit Migräne haben einen GdB (Grad der Behinderung). Schwerbetroffene Migräniker:innen können einen Antrag auf (Schwer)behinderung beim Versorgungsamt stellen. Dort gibt es auch entsprechende Formulare und weitere Infos.
Botox: Botox ist der Handelsname für Botulinumtoxin A. Botox kann bei chronischer Migräne nach diversen wirkungslosen Medikamenteneinnahmen als Migräne-Propylaxe angewendet werden. Mehr zum Thema Botox findest Du hier.
Brain Fog: Brain Fog bedeutet übersetzt Gehirnnebel. Brain Fog ist keine Krankheit, sondern eine Begleiterscheinung von vielen Krankheiten wie Migräne, Fibromyalgie und Depressionen. Mehr zum Thema Brain Fog findest Du hier.
Cefaly: Das ist ein Gerät, das an der Stirn befestigt wird und den Gesichtsnerv stimuliert (mit Mikroimpulsen). Es kann vorbeugend und im Akutfall angewendet werden. Ein Erfahrungsbericht folgt und wird dann hier verlinkt.
Chronische Migräne: Von chronischer Migräne spricht man, wenn an mehr als 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen bestehen und von denen mindestens 8 Tage Migräne sind. Von Episodischer Migräne spricht man von unter 15 Kopfschmerztagen im Monat.
DMKG: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. Diese bietet für Patient:innen, als auch für Ärzte und Therapeuten Informationen zum Thema Migräne und Kopfschmerzen. Hier geht es zur dmkg.de
Fatique: Fatique als starke Erschöpfung kann vor oder nach einer Migräne-Attacke auftreten. Mehr zum Thema Fatique.
„Ferrari im Kopf“ Dieser Begriff meint, dass das Migräne-Gehirn einfach immer schneller ist. Wir werden regelrecht von Reizen überflutet. Unser Gehirn rechnet und analysiert, ist ein Hochleistungsgehirn und braucht mehr Energie. Das Bild im Wartezimmer hängt schief? Warum sieht das denn niemand? Wir denken oft weit voraus. Und das genau ist unsere Superkraft. Die positive Seite an Migräne!
Formen: Es gibt verschiedene Migräne-Formen: Migräne mit Aura (klassische Migräne), Migräne mit Hirnstammaura, abdominelle Migräne, vestibuläre Migräne, episodische oder chronische Migräne, Migräne ohne Aura, hemiplegische Migräne. Welche Form/en Du hast, solltest Du mit Deinem Arzt besprechen, das ist nämlich etwas individuelles.
Gadgets: Es gibt eine Vielzahl an Dingen, die deine Migräne LINDERN (wichtig! Nicht heilen!) können. Die habe ich Dir als Migräne Gadgets hier zusammengefasst.
Gewitter: Viele Menschen mit Migräne beschreiben ihre Migräne als ein „Gewitter im Kopf“. Aus diesem Gewitter-Begriff sind viele Usernamen auf Instagram entstanden.
Headbook: Das ist ein Online-Forum, wo sich Menschen mit Kopfschmerzerkrankungen – ähnlich wie eine große Online-Selbsthilfegruppe – austauschen können. Link zum Headbook-Forum.
Klinik: Es gibt spezielle Kopfschmerzzentren und Schmerzkliniken, wie z.B. die Schmerzklinik Kiel und die Migräneklinik Königsstein. Eine Packliste für die Schmerzklinik findest Du hier.
Kopfschmerztagebuch: Egal ob als App oder auf Papier. Ein Kopfschmerzkalender ist sehr wichtig, damit Du und Dein Arzt einen guten Überblick erhalten. Außerdem lässt sich dadurch die 10/20-Regel besser umsetzen. [siehe unten] Eine kostenlose Vorlage zum Download, findest Du hier.
Lila Schleife: Das „Awareness Ribbon“ ist das Symbol für Solidarität und Zusammenhalt von Migräniker:innen. Im Juni ist der Migräne-Bewusstseinsmonat und am 5. September der deutsche Kopfschmerztag und am 12. September jedes Jahr der Europäische Migräne- und Kopfschmerztag. (European Migraine Day of Action).
Migräne: ist eine komplexe, neurologische Erkrankung. Ihre Ursache ist genetisch und die Auslöser (Trigger) sind individuell. Die Behandlung gehört in die Hände eines Neurologen (!). Migräne ist eine Reizverarbeitungsstörung, das Migräne Gehirn bleibt (nachdem ein Reiz auf es eingewirkt hat) länger aktiv, als bei gesunden Menschen.
Migräne Komplikationen sind z.B. ein Migräne Status. Ein Migräne Status ist, wenn die Migräneattacke über 72 Stunden hinausgeht. Mittel der Wahl ist häufig Kortison.
Die Migräne Liga e.V. organisiert Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland und bietet Aktionen, Seminare für Betroffene an. Link zur Migräne Liga e.V. Mehr Infos vom Blog zur Migräne Liga findest Du hier.
M-Sense ist eine Migräne-Webseite, die sowohl Aufklärungsarbeit betreibt, als auch eine eigene App konzipiert hat, die Du Dir auf Rezept holen kannst. Mehr dazu findest Du hier.
MÜK: Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz. Dieser wird von zu häufigen Konsum von Schmerzmitteln verursacht und daraus zu kommen benötigt oft eine Schmerzmittelpause (meist stationär). Um das zu vermeiden, solltest Du an max. 10 Tagen im Monat Schmerzmittel und Triptan einnehmen (10-20-Regel).
Nachteilsausgleich: Mit Migräne zur Schule oder in die Uni zu gehen ist eine Herausforderung. Du solltest Dich informieren, ob Du einen Nachteilsausgleich brauchst. Infos dazu findest Du in diesem Beitrag.
Notfalltasche: Ganz wichtig, die Notfalltasche. Immer alle Notfallmedikamente und sonstige Hilfsmittel dabei haben. Was in meiner Notfalltasche ist, habe ich Dir hier beschrieben.
ONS: Diese Abkürzung steht für okzipitale Nervenstimulation. Dabei wird ein Gerät implantiert, sodass elektrische Signale an die Occipitalis-Nerven (sitzen unter der Nackenhaut) gesendet werden. Dadurch werden Schmerzsignale von dieser Stimulation überdeckt.
Phasen: Die Migräne läuft üblicherweise in vier Phasen ab: Phase 1: Ankündigung. Phase 2: Aura, Phase 3: Kopfschmerzen, Phase 4 Remission (Erschöpfung). Migräne ist eine individuelle Erkrankung, daher können bei Dir Phasen verschoben oder gar nicht vorhanden sein wie z.B. die Aura.
Pillshaming: Abwertung von Menschen die Medikamente nehmen. Die anderen Menschen meinen, dass die Einnahme von Medikamenten Charakterschwäche oder die Unfähigkeit schwierige Zeiten zu überstehen bedeutet – Völliger Quatsch! Du bist okay, auch wenn Du Medikamente nimmst! Das ist kein Grund sich zu schämen. Es ist okay (und manchmal auch notwendig) Medikamente zu nehmen!
Prophylaxe: Zur Prophylaxe können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen z.B. Antidepressiva, Beta-Blocker, Botolinumtoxin A (Handelsname Botox) oder andere Medikamente, die dann „Off-Label-Use“ (für eine andere Krankheit entwickelt, aber bei Migräne helfen können) verwendet werden. SELBSTHILFE: Mit vorbeugenden Maßnahmen, kann man als Patient:in auch selbst etwas tun. Hier geht´s zu den Selbsthilfe Tipps. (Beitrag mit Audio)
Psychische Erkrankungen: Einen Beitrag zu Psyche und Migräne hat Claudia für unser Buch geschrieben. Psychische Erkrankungen können durch Migräne entstehen. Sie sind aber nie die Ursache von Migräne, denn die Ursache ist genetisch! Um an dieser Stelle nochmal zu betonen: Migräne ist NICHT PSYCHISCH oder PSYCHOSOMATISCH. Depressionen können die Folge, aber keine Ursache sein. Wenn es Dir schlecht geht, wende Dich bitte an deine:n Ärzt:in.
Spannungskopfschmerzen: Der Kopf fühlt sich zusammengedrückt an? Beidseitige Schmerzen wie ein enger Helm? Dann könnten das Spannungskopfschmerzen sein. Diese können bei Migräniker:innen auch auftreten. Stephie hat ihre Geschichte zu Spannungskopfschmerzen mit uns geteilt. Die findest Du hier.
Triptane: wurden speziell für Menschen mit Migräne entwickelt. Sie sind Akutmedikamente und verengen die Blutgefäße im Gehirn (die durch die Migräne geweitet sind). NIEMALS Triptane nehmen, wenn die AURA noch läuft. Du riskierst damit einen Schlaganfall.
Trigger: So werden die Auslöser von MigräneAttacken genannt. Diese sind individuell wie z.B. das Auslassen von Mahlzeiten, Wetterumschwung oder Stress.
Unkonventionelle Therapien: Globuli und Migräne-Pierching helfen nicht gegen Migräne. Solche und andere Therapien konnten nie beweisen (wissenschaftlich!), dass sie helfen. Häufig wirft man damit Geld raus. Dazu gibt es auch zwei Beiträge von mir: Meine Erfahrungen mit Nahrungserhänzungsmitteln und eine Woche vegan.
Wiederkehrkopfschmerz: Das sind Kopfschmerzen die zurückkommen können, wenn der Triptanspiegel im Blut sinkt.
Wunderheiler: Migräne ist NICHT HEILBAR. Trotzdem nutzen leider viele Wunderheiler das Leid von Migräniker:innen aus. Lass Dir bitte niemals etwas andrehen, das Migräne heilen soll. Hier ein Artikel von mir zu dem Thema Wunderheiler.
Syndrom des zyklischen Erbrechens: Das ist eine Sonderform der Migräne mit episodisch wiederkehrenden Attacken mit starker Übelkeit und Erbrechen. Ein Buch dazu hat Marion Deike geschrieben, die Rezension dazu findest Du hier.
10/20-Regel: Nicht mehr an 10 Tagen im Monat Schmerzmittel und Triptane einnehmen, da sonst die Gefahr eines MÜKs besteht.